Forschungsziele / Forschungsaufgaben
Das zentrale Forschungsziel besteht in der Entwicklung
und Evaluation eines integrierten
Lehrerausbildungsstudiengangs Arbeitslehre mit den
fachlichen optionalen Vertiefungsgebieten
„Technologie“ und „Haushalts- und
Ernährungswissenschaften“. Folgende
Forschungsschwerpunkte sind mit diesem Projekt
intendiert:
-
Entwicklung- und Erprobung eines 8 Semester
umfassenden Lehrgebiets „Integrierte
Arbeitslehre“ unter besonderer
Berücksichtigung der Neugestaltung von
wissenschaftlich geleiteter Fachpraxis.
-
Entwicklung und Erprobung von entsprechenden
Ordnungsmitteln, insbesondere
Studienplänen, Studienordnungen und
Entwürfen für Prüfungsordnungen (und
Übergangsprüfungsordnungen) im Rahmen der
bestehenden und neuen Lehrerprüfungsordnung
für das Land Bremen (LPO 1999).
-
Evaluation der Konzeption des integrierten
Studiengangs im Kontext der Anerkennungspraxis
der Lehrereinstellung in anderen
Bundesländern.
-
Entwicklung von Empfehlungen für die 2.
Ausbildungsphase der Lehrerbildung im Land Bremen.
Verortung des Projektes in der Forschung und
Entwicklung
Die Entwicklung und Erprobung des integrierten
Studiengangs Arbeitslehre ist auf dem Hintergrund der
Entwicklung des Faches bzw. Lernbereichs
Arbeitslehre in der BRD und speziell im Lande
Bremen zu sehen. Nach den Empfehlungen des Deutschen
Ausschusses für das Erziehungs- und
Bildungswesen zur Arbeitslehre von 1964 und
jenen der KMK von 1969 begann die schulische
Implementationsphase eines Lehr-/ Lernbereichs,
der die SchülerInnen auf die Anforderungen der
modernen Arbeits- und Wirtschaftswelt vorbereiten
sollte. Die schulisch-organisatorische, didaktische
und curriculare Entfaltung der
Arbeitslehre, die zunächst nur für die
SchülerInnen der Hauptschule vorgesehen war,
konnte und musste an Unterrichtsfächer
anschließen, die in der Volksschule bereits
etabliert waren. Als Ergebnis dieser Phase
konnte in der ersten Hälfte der 70er Jahre
lediglich ein zwischen diesen Akteuren erzielter
minimaler Konsens herausgearbeitet werden. Dieser
bezog sich u. a. auf die grundsätzliche
curriculare Verankerung einer Hinführung
zur Arbeits- und Wirtschaftswelt sowie einer
vorberuflichen Bildung im Bildungskanon der
allgemeinbildenden Schule, auf die konstitutiven
Inhaltsbereiche der Arbeitslehre (Wirtschaft,
Technik, Arbeit/Beruf), auf die partielle Verbindung
von Allgemein- und Berufsbildung durch die
Verbindung von Theorie und Praxis im
Unterricht. Im Kontext dieser Sachlage und den
divergierenden bildungspolitischen
Vorstellungen in den einzelnen
Bundesländern hinsichtlich der
zukünftigen Arbeitslehre entstanden vor allem
Konzeptionen, die die Arbeitslehre weitgehend
als Kooperationsverbund der alten
Fächer gestalteten, während in Berlin,
Hessen und Bayern die curriculare Entwicklung
eines Faches Arbeitslehre bzw. Polytechnik
vorangetrieben wurde. Diese uneinheitliche
Realisierung der Arbeitslehre in den Ländern der
Bundesrepublik ist bis heute erhalten
geblieben, wenngleich sich der Anteil derjenigen
Bundesländern inzwischen erweitert hat, die das
Angebot eines Faches Arbeitslehre favorisieren bzw.
realisieren (z.B. Berlin, Brandenburg, Bremen) oder
die Entwicklung dieses Faches vorerst zumindest
in bestimmten Schulformen ermöglichen (z.B.
Nordrhein-Westfalen und Hamburg in den
Gesamtschulen).
Der gegenwärtige Entwicklungsstand der
schulischen Arbeitslehre im Land Bremen ist vor allem
bedingt durch die seit 1979 vorangetriebene und am
23.05.1989 durch die Bremische Bürgerschaft
beschlossene Einführung des 10.
Pflichtschuljahres im Bildungsgang der Hauptschule.
Für diese auf Integration der Bildungsgänge
der Sekundarstufe I zielende Reform der
Hauptschule wurde am 23.02.1990 eine neue
Stundentafel erlassen, die ein Fach Arbeitslehre
vorsieht, das die bisherigen
Einzelfächer des Lernbereichs
integrieren soll.
Die universitäre Lehrerausbildung anbetreffend,
wurde mit Beginn der 90er Jahre seitens der
senatorischen Behörde ein neues
Lehrerausbildungskonzept gefordert, das diesen
Ansprüchen eines weiterentwickelten
Lernbereiches in den Schulen im Land Bremen
entspricht. Die bis dahin gültigen
Studiengänge der Arbeitslehre in Bremen
(Arbeitswissenschaft / Technologie,
Arbeitswissenschaft / Textilwissenschaften,
Arbeitswissenschaft / Haushalts- und
Ernährungswissenschaften) bildeten eher die bis
dahin gewachsenen traditionellen
Fächerstrukturen ab. Nach einem kontroversen
Diskurs der senatorischen Behörde und der
Universität über die Möglichkeiten,
Chancen und Probleme eines
integrierten Studienkonzepts wurde mit
ausdrücklicher Zustimmung der Bildungsdeputation
eine sechsjährige Entwicklung und Evaluation
eines integrierten Studienfaches Arbeitslehre im
Rahmen eines 60 SWS umfassenden Studiums
vereinbart (3/1994), das ein den neueren
Anforderungen des Lernbereichs Arbeitslehre
(unter besonderer Berücksichtigung des Landes
Bremen, aber auch der Entwicklung in den anderen
Bundesländern) entsprechendes theoretisches
Grundmodell entwickeln und zugleich dessen
Realisierung über einen Studiendurchgang
erproben und evaluieren sollte.
Forschungsmethoden
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt umfasst
insbesondere die grundlegende
wissenschaftstheoretische Begründung eines auf
der zentralen Kategorie Arbeit basierenden
inhaltlichen Konzepts einer integrierten
Lehrerausbildung Arbeitslehre einerseits.
Anderseits wurden im Sinne eines
Handlungsforschungsansatzes mit verschiedenen
beteiligten Gruppen wie Studierenden,
HochschullehrerInnen, PraxislehrerInnen,
FachleiterInnen des Landesinstitut für Schule
sowie weiteren LehrerInnen aus der
Schulpraxis im Diskurs mit dem Ausbildungsausschuss
des Landes Bremen entsprechende Ordnungsmittel
entwickelt und evaluiert. Dem Forschungsteam kam
hierbei die Rolle der Prozessbegleitung zu.
Verschiedene quantitative und qualitative Instrumente
und Untersuchungsstrategien kamen hier zum Einsatz,
z.B. Befragung der Studierenden (schriftliche
Befragung, Interviews), empirische Erhebung von
Daten aus den Ministerien der Bundesländer
(Anerkennung von Studienleistungen) als auch
Anhörungen von ExpertInnen.
Arbeitsplan / Arbeitsschritte
Phase I (10/95-9/98)
-
Entwicklungsplanung, Erarbeitung eines
Evaluationskonzepts.
-
Erschließung einer theoriegeleiteten
konzeptionellen Basis eines integrierten Lehr- und
Studienbereichs Arbeitslehre.
-
Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes der
Revision der wissenschaftlich geleiteten
Fachpraxis, Entwurf einer 1. Studienordnung und
alternativer
Studienverlaufsmodelle sowie
entsprechende Lehrangebote und Entwurf einer
Übergangsprüfungsordnung.
-
Erarbeitung eines Zwischenberichtes an den
Akademischen Senat der Universität Bremen.
Phase II (10/98-9/02)
-
Evaluation der erarbeiteten und erlassenen
Ordnungsmittel (Prüfungsordnungen nach der
neuen LPO 1999) und den damit korrespondierenden
Studienordnungen und Studienverlaufsplänen.
-
Evaluation des Lehrangebots und der
Lehrangebotsplanungen auf der Basis der
Rahmenbedingungen der Hochschulentwicklungsplanung.
-
Datenerhebung in den Bundesländern
(Akzeptanzanalyse).
Phase III (10/02-7/01)
-
Auswertung der Evaluationsergebnisse und
Datenerhebungen in den Bundesländern.
-
Beratung eines Konzepts für die 2. Phase einer
integrierten Lehrerausbildung Arbeitslehre.
-
Summative Evaluation, Erstellung eines
Abschlussberichtes an den Akademischen Senat, Uni
Bremen
Ergebnisse
In einem Zwischenbericht wurden erste
Detailergebnisse (4/1999) an den Akademischen Senat,
Uni Bremen vorgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren
entsprechende Übergangsstudien- und
-prüfungsordnungen (erlassen durch die
senatorische Behörde, 3/98) für
Studierende, die ihr Studium vor dem WS 99/00
begonnen haben, entwickelt. Im Rahmen der neuen LPO
wurde eine Prüfungsordnung für das
integrierte Studienfach „Arbeitslehre“
mit den optionalen Schwerpunkten
„Technologie“ und „Haushalt- und
Ernährung“ erlassen (1999) und die
entsprechende Studienordnung mit den
Studienverlaufsplänen durch den Rektor der
Universität genehmigt. Die senatorische
Behörde stellte nach den vorliegenden
Evaluationsberichten in Absprache mit der
Universität die Zulassung zu den bisherigen
Studienfächern ein. Für die zweite Phase
wurde durch das Landesinstitut für Schule
auf der Basis der Empfehlungen der
Evaluationsgruppe ein integriertes
Ausbildungskonzept entwickelt für das ab 10/2002
erstmals ReferendarInnen zugelassen werden. Die
Ergebnisse der Bremer Forschungs- und
Entwicklungsarbeit zur integrierten Lehrerausbildung
wurden anschließend in anderen
Bundesländern mit Konzeptionen einer
integrierten Arbeitslehre (z. B. in Brandenburg,
Berlin und Hamburg) fachlich diskutiert.
Veröffentlichungen
Oberliesen, Rolf: Integrierte Lehrerausbildung
Arbeitslehre an der Universität Bremen als
Regelmodell, In: GATWU-Forum, H.2, 2001, 21-23.
Schudy, Jörg: Lehrerausbildung für das
"Lernfeld Arbeit" (Bremen). In: Arbeit und
Technik in der Schule, 9. Jg. (1998), H. 6, 354-357.
Schudy, Jörg: Modellstudiengang
"Integriertes Fach Arbeitslehre". In:
Schudy, J. (Hrg.): Arbeitslehre 2001: Bilanzen -
Initiativen – Perspektiven, Baltmannsweiler
2001.
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